Viele Wege führen zum Ziel

Ich gehöre zu den ersten sechs Teilnehmenden, die 2016 anlässlich der allerersten Wanderung am Pilotprojekt Wandern für alle teilgenommen haben. In den sieben Jahren hat sich bei mir privat sehr viel ereignet und ich kann es kaum glauben, dass ich nun da angekommen bin, wo ich es mir erträumt habe.

Auch wenn ich nicht an vielen Wanderungen teilnehmen konnte, boten mir diese hilfreiche Vernetzungsmöglichkeiten. Ich habe unter anderem eine Freundin kennengelernt, die mich bezüglich der Mathematik und Berufsmaturität unterstützte.

Bereits meine Grosseltern sind in den Siebzigerjahren aus der Türkei in die Schweiz eingewandert. Ich wuchs zusammen mit drei Geschwistern sehr ländlich in Riggisberg (eine Stunde von Bern) auf. So waren Spaziergänge und kleine Wanderungen in der Natur für mich Alltag. Nach einem stressigen Tag oder während Prüfungsphasen habe ich in der Natur immer die Ruhe sowie die nötige Energie gefunden.

Meine Eltern waren mit dem Schweizer Bildungssystem nicht vertraut, daher waren wir fast immer auf externe Unterstützung angewiesen. Das war leider nicht so einfach wie es tönt, denn wir kannten die Bildungs- und Beratungsangebote nicht. Aus diesem Grund musste ich viele Umwege machen, um an mein Ziel zu gelangen. Ich musste meine Erstausbildung als Bekleidungsgestalterin EFZ abbrechen und wieder von vorne anfangen, weil die Arbeitsumstände sehr schlecht waren und ich in dem Beruf keine Zukunft sah.

Barbara von Wandern für alle lernte ich durch meine Tätigkeit im Antiquariat Bücherbergwerk im Monbijouquartier kennen. Ich war gerade in einer Phase der Umorientierung und suchte einen Weg von der Textilbranche zur Kultur. Meine Interessen galten damals hauptsächlich der Literatur und Kunst. Barbara war Kulturmanagerin und wir tauschten uns regelmässig über Kunst und Ausstellungen aus und unternahmen zahlreiche Museumsbesuche. Basierend auf diesen Erfahrungen habe ich meine Berufswahl getroffen und bin unterdessen diplomierte Fachfrau Information und Dokumentation. Während der Ausbildung wuchs mein Interesse an den Naturwissenschaften ständig und ich absolvierte kürzlich die Berufsmaturität mit Ausrichtung Technik, Architektur und Life Science (TALS). Unterdessen arbeite ich Teilzeit als Informationsspezialistin im Berufsberatungs- und Informationszentrum BIZ Bern und studiere berufsbegleitend Information Science an der Fachhochschule Graubünden. Dieser Bachelor Studiengang wird in auf Deutsch nur in Chur angeboten. Zum Glück hat die Fachhochschule einen weiteren Standort in Zürich.

Es ist mir ein wichtiges Anliegen, Informationen weiterzugeben und auch andern die Möglichkeit zu bieten, sich optimal zu orientieren. Durch meine Ausbildungen und meine berufliche Tätigkeit habe ich nun die Chance, mich zu vernetzen. Zudem nehme ich in Fachgruppen aktiv teil, pflege mein Interesse an der Kultur und auch das Wandern kommt nicht zu kurz, um neue Kontakte zu knüpfen.

 

Mein langer Weg zum Ziel hat funktioniert! Lieber spät als nie 😊

 

Emine Memis, 29