Vom Bahnhof ins Kirchenfeld
28. April 2023

Mit einer grossen Gruppe aus der ganzen Welt, die nicht durchmischter hätte sein können, starteten wir unsere Stadtwanderung bei wechselhaftem Aprilwetter. Es war bereits der zweite Kunstspaziergang mit Konrad Tobler, Kulturjournalist und Autor von Texten zu Kunst, Architektur, Fotografie und Kulturpolitik. Wir hatten die Möglichkeit, mit ihm eine grosse Auswahl besonders interessanter Bauten und Kunstwerke in der Innenstadt und im Kirchenfeldquartier zu entdecken.

Unser Rundgang führte uns als erstes auf die Kleine Schanze, wo ein Denkmal für den Flugpionier Oskar Bider steht. Es zeigt einen Mann mit weit ausgebreiteten Armen, als wolle er von Bern wegfliegen, hinaus in die weite Welt, so wie Bider dies 1913 beim ersten Alpenflug von Bern nach Mailand tat. Wir hatten allerdings bei wolkigem Himmel nur wenig Alpensicht, doch dafür sahen wir auf drei Kuppeln des Parlamentsgebäudes, erbaut von Hans Wilhelm Auer.

Als nächstes entdeckten wir neben dem Bundeshaus einen internationalen Steingarten. Es ist die Skulptur «Das Gleichgewicht der Dinge» vom Berner Künstler George Steinmann. Die 45 Steine stammen von Orten irgendwo auf der Welt, die den Namen «Schweiz» tragen. Unsere Teilnehmenden aus 18 Nationen konnten auf den Informationstafeln nachschauen, ob ein Stein aus ihrem Land dabei ist.

Unser Weg führte uns am Marzilibähnli vorbei zum Bundesplatz. Konrad Tobler informierte uns über die Nationalbank und das Bundeshaus und kündigte an, dass die Künstlerin Renée Levi im Herbst 2023 im dreieckigen Giebel ein mosaikartiges Kunstprojekt realisieren wird, dies zu Ehren von Tilo Frey, der ersten schwarzen Nationalrätin der Schweiz.

Anschliessend überquerten wir die imposante Kirchenfeldbrücke, die seit Ende des 19. Jahrhunderts über die Aare hinweg die Altstadt mit dem Helvetiaplatz verbindet. Wegen der englischen Finanzierung wurde die Brücke ursprünglich «Englische Brücke» genannt. Wir verglichen die heutige Konstruktion mit der Malerei von Albert Anker um 1900.

Unser gemeinsames Picknick genossen wir in der Englischen Anlage, erfuhren mehr über die Wichtigkeit der Kunsthalle Bern, bestaunten das Welttelegrafen-Denkmal und studierten beim Schützenmuseum die charakterhaften Köpfe vom Künstler Walter Linck. Zum Abschuss unserer Kunsttour besichtigten wir vor der Eidgenössischen Münzstätte die nicht einfach zu verstehende Marmorskulptur «Schachloses Schach» von Heinz Brand.  Wie kann auf diesem senkrecht stehenden Schachbrett mit fehlenden Feldern und Figuren gespielt werden?

Wir danken Konrad Tobler für die vielen Impulse und empfehlen weitere Kunstspaziergänge durch die verschiedenen Quartiere der Stadt Bern zu unternehmen.

Weitere Informationen unter: www.bern.ch/kunstspaziergaenge