Über den Lisiberg, 26. April 2019
Für unsere erste stadtnahe Wanderung im 2019 trafen sich bei eisiger Kälte 19 Wanderbegeisterte aus neun Ländern: Äthiopien, Äquatorialguinea, China, Ecuador, Irak, Iran, Spanien, Türkei und der Schweiz. Wir waren 12 Frauen, acht Männer und ein Bub. Rund die Hälfte der Teilnehmer*innen war schon mit unserem Programm unterwegs, die andere Hälfte war neu dabei. Die meisten hatten unseren Flyer von Migrationsorganisationen, Sozialdiensten, Schulen, Privaten erhalten oder unser Programm im Internet entdeckt.
Mit dem Tram fuhren wir bis zur Endstation Wabern und mit dem Postauto bis Zimmerwald. Für alle war das Ausflugsziel Zingghöch neu und die Stimmung war hervorragend. Unsere abwechslungsreiche Höhenwanderung begann mit einem sanften Aufstieg und führte über offenes Wiesenland, durch Wälder und entlang vieler blühenden Obstbäume und Frühlingsblumen zum Lisiberg, wo wir gemütlich picknickten und trotz wolkigem Himmel die Aussicht in die Schneeberge genossen. Die Fernsicht war nicht perfekt, doch die Pracht der Äcker und Bauernhöfe mit Kühen, Ziegen und Hühnern beeindruckte uns alle. Der abwechslungsreiche Abstieg nach Niederscherli war schnell geschafft und wir freuten uns über einen heissen Kaffee in winzigem Stübli beim Warten auf das Postauto zurück nach Bern.
Erfreulicherweise ergab sich ein neues Tandem zwischen einer Bernerin und einem iranischen Teilnehmer. Die Wandersaison wurde bestens gestartet!
Gürbetaler Höhenweg, 27. Mai 2019
Für unsere zweite Wanderung hatten wir grossartiges Wetterglück und waren die grösste Gruppe je. Wir fuhren mit Tram und Postauto bis in das kleine Dorf Englisberg und wanderten mit 29 Personen (13 Frauen, 14 Männern, zwei Kindern) aus zehn Ländern (Amerika, Äthiopien, Bolivien, China, Ecuador, Eritrea, Iran, Spanien, Sri Lanka und der Schweiz) über den Gürbetaler Höhenweg.
Wir spazierten über saftige Wiesen und Äcker, entlang von Kornfelden und blumengeschmückten Bauernhöfen, Ofenhäusern und Speichern und erlebten das Rauschen der Bäche und die Vogelkonzerte. Speziell interessant war der Teufelstein, den wir am Waldrand bei Winzenried entdeckten. Der stattliche erratische Block wurde vor Jahrtausenden vom Aaregletscher hier abgelagert. Stets wechselten unsere Ausblicke auf die Agglomeration Bern, den Belpberg, zum Emmental und zu den Berner Alpen. Die schneebedeckten Gipfel waren geheimnisvoll in den Wolken versteckt und beim Abstieg durch den Wald sahen wir sogar ein Reh.
Unser Picknickplatz auf einem Hügel mit Kühen und grossartiger Weitsicht war für die Gruppe zwar etwas eng, doch dafür lernten sich alle gut kennen, teilten und tauschten sich aus. Auf der Bank entstand sogar eine schöne Zeichnung! Einen speziellen Dank dem Künstler Christian Bühler.
Die Gruppenzusammensetzung, das Wetter, die Landschaft – alles hat gepasst und wir haben es genossen!
Von Murzelen zum Wohlensee, 20. Juni 2019
Unser Ausflug begann mit einer abwechslungsreichen Postautofahrt nach Murzelen. Kaum ausgestiegen überquerten wir ein üppiges Kornfeld mit leuchtendem Mohn, wanderten entlang von blumigen Wiesen, Bauernhöfen mit Ziegen und Hühnern und durch verträumte Weiler. Wir genossen eine erste Zwischenverpflegung und teilten Äpfel und Getreidestengel.
Unsere Tour führte uns auf einem engen Pfad durch den Wald und wir überquerten eine kleine, steile Schlucht. Nach anfänglich leichtem Regen (Schirme wurden geteilt), verzogen sich die Wolken und wir erreichten den beschaulich einladenden Wohlensee bei schönstem Sonnenschein. Die Teilnehmer*innen waren beeindruckt von der einmaligen Natur, den idyllischen Häuschen mit bunten Gärten, dem beruhigenden Wasser, den Schwänen und Enten.
Wir genossen unseren Mittagshalt am Wohlensee und hatten genügend Zeit für einen entspannten Austausch bevor wir wieder bergwärts nach Wohlen Dorf aufstiegen. Die Rückfahrt mit dem Postauto war erholsam und eine schöne Abrundung des Erlebten.
Unsere Gruppe setzte sich aus 13 Frauen und 13 Männern zusammen, davon waren sieben Schweizer*innen. Die übrigen stammten aus Afghanistan, Bolivien, Hongkong-China, Irak, Iran, Tschechien, Tschetschenien, Türkei und einer staatenlosen Person zusammen.
Zu den Steinbrüchen, 16. Juli 2019
Unsere Nachmittagswanderung fand enormen Anklang. Bei schönstem Sommerwetter stiegen wir mit 50 Teilnehmer*innen in den 10 Bus Nr. 10 bis Endstation Rüti. Schon die Ticketorganisation und Begrüssung brachte alle rasch in Kontakt. Die sehr durchmischte Gruppe startete in bester Stimmung von der Berner Agglomeration in Richtung Ostermundigenberg.
Von den 21 Frauen, 21 Männern, 7 Jugendlichen und einem Kind stammten zehn aus der Schweiz, die weiteren aus Afghanistan, China, Eritrea, Hong Kong, Italien, Iran, Nordmazedonien, Pakistan, Somalia, Syrien, Türkei und zwei Personen waren Sans Papiers. Obwohl die Deutschkenntnisse extrem unterschiedlich waren, ergaben sich interessante Grüppchen und Duos.
Schon nach einer knappen Stunde bestaunten wir die berühmten Steinbrüche und diskutierten, wie damals die Steine von hier nach Bern transportiert und für den Bau des Berner Münsters und der Altstadt benutzt wurden. Unser Weg führte uns weiter durch den angenehm kühlen Wald zum Picknickplatz in einer schönen Waldlichtung. Einige setzten sich auf den Waldboden, andere auf einen Baumstrunk, lehnten sich an Tannen, streckten das Gesicht in die Sonne und erblickten den blauen Himmel durch die hohen Baumkronen. Wir erlebten den Wald mit seinen wohlriechenden Kräutern und vielfältigen Vogelstimmen als inspirierende Kraftquelle und beendeten die Wanderung aufgetankt mit neuer Energie. Der Ostermundigenbus brachte uns zurück nach Bern und wir genossen einen fröhlichen Grillabend im Monbijoupark. Unsere iranisch-türkischen Grillchefs verwöhnten die Gruppe mit Würsten und Backkäse und alle erfreuten sich am improvisierten Büffet. Angeregt plaudernd genossen wir den warmen Abend und einige vergnügten sich beim Federball- und Fussballspiel. Unsere Wanderung bleibt unvergesslich!
Zum Glasbrunnen und zur Aare, 8. August 2019
Unsere Nachmittagswanderung führte uns bei heissem Sommerwetter mit einer Gruppe von 36 unterschiedlichen Individuen mit vielschichtigen Identitäten aus 13 Ländern zum Glasbrunnen und zur Aare. Es gab viel zu entdecken. Den Bremgartenwald kannten einige von Einsätzen gegen Neophyten und zum Ausbessern des Waldwegs oder vom Joggen. Somit tauschten wir Informationen aus über Pflanzen, Sport und vieles mehr. Der erste Halt war am Glasbrunnen, wo wir das herrlich frische Quellwasser genossen und es als Reserve in unsere Trinkwasserflaschen abfüllten. Wir wuschen die mitgebrachten Walliser Aprikosen und teilten Sandwiches.
Dann ging es weiter durch den dichten Wald entlang von Brombeerstauden und Brennesseln hinunter zur Aare. Wir überquerten den blautürkisen Fluss bei der Eymatt und spazierten dem Wasser entlang zur Halenbrücke. Viele Enten, Schwäne, Schilf, Aareschwimmer, Kajaks und Boote ergaben ein fröhliches Bild und es fiel uns schwer, uns wieder auf den Rückweg zu machen und zu trennen. Wir bestiegen das Postauto und fuhren zurück zum Bahnhof Bern, von wo wir erfüllt nach Hause gingen.
Entdeckung der Elfenau, 12. September 2019
Bei strahlendem Sommerwetter traf sich unsere Gruppe mit vielen bekannten und neuen Gesichtern aus 13 Nationen (auch neue Länder wie Tibet, Katalonien, Weissrussland). Mit dem Zug fuhren wir nach Kehrsatz und unsere Wanderung führte uns in die Elfenau. Schon nach wenigen Minuten waren wir aus der Agglomeration mitten in der Natur und diskutierten Pflanzensorten, Himmelsrichtungen und Wegweiser. Wir bestaunten prächtige Bauerngärten mit hohen Sonnenblumen und farbigen Astern, aufgestängelte Spargeln, frisch gelegte Hühnereier, Biber, Ponys, Pferde und vieles mehr. Speziell anregend war eine Inschrift an einem Bauernhaus: «Andersdenkende sind oft ganz anders als wir denken». Wir hatten längst genügend Gesprächsstoff für den ganzen Tag!
Wir wanderten Richtung Belp, der kühlen Giesse entlang und kamen zur glitzernden Aare. Kurz nach der Auguetbrücke mit der faszinierenden, alten Holzkonstruktion fanden wir den idealen Picknickplatz und genossen frisch gepflückte Trauben, leckere Sandwiches und die heisse Sonne. Dann gings zum Biberbach, entlang der Aare, vorbei an Schilf, kleinen Inseln und einzelnen Schwimmern. Eigentlich war es noch immer Badewetter! Kurz vor der Fähre versuchten wir uns im «schiferen» und liessen flache Steine über die Aare hüpfen. Der anschliessende Aufstieg führte uns in die wunderschöne Parkanlage vom Elfenauguet. Wir bestaunten die vielfältigen Blumen, Sträucher, Palmen und die reiche Baumkultur. Der Elefenaubus führte uns durch das Kirchenfeldquartier zurück ins Stadtzentrum.
Tour durch die Lorraine, 16. Oktober 2019
Unser Rundgang durch das Lorrainequartier brachte an einem goldigen Herbstnachmittag sehr viele unterschiedliche Leute zusammen und führte eine spannende Auswahl lokaler Projekte vor.
Wir genossen nicht nur das warme Wetter und die Bewegung, sondern lernten auch viel über Natur, Kultur und Bildung. Beim Spazieren durch den Botanischen Garten entdeckten wir die vielfältige Pflanzenwelt und das Kunstprojekt «Connected Space» des Hauptstadt Kulturfonds. Die Installation «Nomadenloft» des Berner Künstlers Christian Grogg mit bunten, provisorisch wirkenden Holzkonstruktionen, die nur geringen Schutz anbieten, gab viel zu diskutieren.
Mit 50 Personen aus 23 Ländern wanderten wir der Aare entlang zum Lorrainebad, wo wir genüsslich in der Sonne picknickten, dann den Hang hinaufstiegen zur «Bärner Brocki» und auch «Denk-mal» kennen lernten.
Die Denkmal Schule ist eine autonome Schule, die eine grosse Vielfalt an Sprach-, Sport- und Kunstkursen anbietet. Alle Lehrkräfte engagieren sich freiwillig aus Solidarität und Freude. Das Angebot ist gratis und nicht obligatorisch. Drei Personen von unserer Wandergruppe sind Denkmalschüler und stellten das erfolgreiche Schulprojekt, das 2016 den Integrationspreis der Stadt Bern gewonnen hat, sehr lebendig vor.
Der Spaziergang zeigte abwechslungsreiche Gratisangebote unserer Stadt und vernetzte viele Interessierte. Es lohnt sich immer wieder, Neues zu entdecken!
Schlöfle, 7. November 2019
Als letzten Ausflug des Jahres boten wir eine Wanderung kombiniert mit Schlittschuhlaufen an. Die Neugier war besonders gross! Bei herbstlich kühlen Temperaturen spazierten wir mit 46 Personen aus 14 Ländern zur Aare und über die Marzilibrücke ins Dalmazi- und Kirchenfeldquartier. Unser Weg führte uns entlang der Aare zur Kunsteisbahn Ka-We-De, wo wir uns aufteilten: Fünf Wanderbegeisterte entschlossen sich für einen Rundgang durch den Dählhölzliwald, alle andern wagten es auf das glatte Eis!
Für viele war es das erste Mal und ein grosses Abenteuer, andere standen nach langer Zeit wieder auf Schlittschuhen und freuten sich, dass sie es nicht verlernt hatten. Es war eindrücklich zu sehen, wie mutig und talentiert viele waren und in kurzer Zeit grosse Fortschritte erzielten.
Zur Mittagszeit wurde die Eisfläche geputzt und die gesamte Gruppe traf sich zum Picknick. Nach der Pause kehrten wir frisch gestärkt zurück auf das Eis und konnten fast nicht mehr aufhören, Kurven zu drehen. Unser glücklicherweise unfallfreies Schlittschuhexperiment machte grossen Spass und erforderte auch viel wechselseitige Hilfe. Das Erlebnis bleibt für viele unvergesslich! Eine afghanische Teilnehmerin schrieb, es sei ihr «bester Tag in der Schweiz» gewesen!
Unser Wanderprogramm 2019 fand sehr grossen Zuspruch und wurde erfolgreich abgerundet. Wir freuen uns auf die Weiterführung im neuen Jahr mit ebenso freudigem Austausch in unseren offenen Gruppen. Alle sind herzlich willkommen!