Wir sind immer zufrieden und gut aufgelegt, wenn wir mit der Gruppe «Wandern für alle»- unterwegs sind. Wir wandern mit Freude. Am liebsten möchten einige von uns viel häufiger wandern, nicht nur einmal jeden Monat. Deswegen waren wir begeistert, als Barbara anbot, als Ergänzung zusammen an einen ukrainischen Kulturabend ins Kornhausforum zu gehen. Die Information verbreitete sich rasch, und einige von unserer Wandergruppe waren sofort mit Interesse dabei. Hier verschiedene Stimmen.
Das Kornhausforum liegt ganz zentral beim Zytglogge und ist ein Ort mit freiem Eintritt zu Ausstellungen und Diskussionen über Kunst, Architektur, Gesellschaft und vielem mehr. Die dreisprachige (Deutsch, Ukrainisch und Englisch) Veranstaltung gehörte zum Rahmenprogramm der Fotoausstellung «European Shelters – from Ukraine to Switzerland»
Das reichhaltige Programm bot unter anderem den Vortrag des Schweizer Architekten Peter Sägesser, der beeindruckende Gebäude aus unseren ukrainischen Heimatstädten Kiew und Charkow vorstellte. Vieles erinnerte an sorglose Vorkriegsjahre, auch die Gebäude des Sanatoriums auf der Krim. Ich persönlich hatte an der Pridneprovsky Akademie Architektur studiert. Es war für mich, wie wenn ich an einem Arbeitsseminar in Kiew teilnehmen würde und dabei bin ich nun hier.
Und dann wurden wir alle zusammen in eine Theateratmosphäre versetzt. Wir hörten Ausschnitte aus dem Theaterstück «Was man im Dunkeln hört», geschrieben von Andriy Bondarenko als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg. Es ging über die schreckliche Realität des aktuellen Krieges. Wir hörten Sätze wie diese:
«Auf sowas hat mich das Leben nicht vorbereitet.»
«Wir werden uns an diese Tage (im Krieg) erinnern …»
«Ich fühle mich wie ein Fremder meiner selbst und möchte wissen, für wen ich kämpfe. Wer bin ich?»
Dies war für viele von uns der Höhepunkt des Abends, doch was wäre ein Abend ohne ukrainische Lieder und Küche! Und wie schön war es, dass so viele Schweizer*innen und andere Migrant*innen bei diesem Treffen mit dabei waren.Wir sind nun zusammen, zusammen in dieser schwierigen und tragischen Zeit. Die Harfenklänge und der Gesang des Frauenchors rundeten das Programm berührend ab.
Der Abend war sehr gut besucht und wunderbar organisiert. Seelenvoll. Es lohnt sich darüber zu schreiben und ich merke, dass mein Deutsch dank dem Wanderprogramm und den zusätzlichen Kulturprogrammen schon etwas besser geworden ist.
Sowohl die Theaterausschnitte als auch die Ausstellung stimmten nachdenklich, doch die tragende Musik, das köstliche Buffet, das Zusammensein und die vielen Begegnungen gaben viel Energie und Freude. Besten Dank für den Ausgehtipp und die gute Stimmung.
Gerne möchten wir allen einen Ausstellungsbesuch im Kornhaus weiterempfehlen!
Ukrainische Wanderfreundinnen, 20. September 2023
