Aareüberquerung mit der Fähre

Ich kam vor über einem Jahr nach Bern und kannte nichts, weder das Land noch die Sprache noch die Leute.

Nun wandere ich schon seit letztem Jahr immer wieder mit der Gruppe «Wandern für alle» und kenne mehrere Teilnehmende. Ich habe Freundinnen gefunden und wage mir nun leichter Deutsch zu sprechen, auch wenn ich ab und zu auf Englisch ausweiche. Ich sage immer zu allen, die neu hierherkommen: «Ihr müsst wandern und Deutsch sprechen. Ihr könnt mit vielen Leuten aus verschiedenen Ländern üben.» So lerne ich am liebsten in der Gruppe und in der Natur, neben dem Deutschkurs und meinen Jobs. Ich habe dabei übrigens auch bemerkt, was andere Migrant*innen und Schweizer*innen hier erleben oder schon erlebt haben.

Die letzten beiden Wanderungen haben mir speziell gut gefallen, denn ich bin gerne am Wasser. Wir sind lange an der Aare spaziert und dann mit einer Fähre mit Platz für ca. 12 Personen auf die andere Seite gefahren. Es gibt, wenn ich gut verstanden habe, sechs Fähren, welche die Aare überqueren. Sie transportieren pro Jahr etwa 40’000 Personen über die Aare. Fähre fahren macht Spass und ist – wie Wandern – eine Freude!

Beim ersten Mal waren wir beim Bodenacker. Dort fliesst viel Wasser und die Aare ist reissend schnell. Der Fähremann hat uns geholt und uns kräftig auf die Seite von Muri gebracht. Beim zweiten Mal waren wir beim Zehndermätteli. Dort floss die Aare sehr ruhig um eine Kurve und es gab wegen der Trockenheit fast kein Wasser in dieser Jahreszeit. Die Fährefrau brauchte viel körperliche Arbeit, um unsere Gruppe zu holen und auf die schöne Enge Halbinsel hinüberzustossen.

Ich stelle es mir wirklich sehr interessant vor, mit einer Fähre so viele unterschiedliche Menschen über das Wasser zu befördern und für ein paar Minuten zusammen zu sein. Unserer verschiedenen Gruppen fühlten sich wohl auf dem einfachen Holzboot. Es war etwas Besonderes und total erholsam.

Olga